Portrait in der Stuttgarter Zeitung

"Ihr Studio ist der Hauseingang. Noch wirkt alles ein wenig improvisiert. Doch für Lea Theweleit ist das in Ordnung. „Klein, aber mein“, so lautet die Devise der 22-Jährigen aus Göppingen-Bezgenriet, die in diesem Jahr bundesweit die beste Auszubildende im Fotografenhandwerk ist. Sie hat das Auge, sie hat die notwendigen Techniken erlernt – und sie weiß, wo sie hinwill. Fotografiert hat Theweleit schon während ihrer Schulzeit am WernerHeisenberg-Gymnasium. „Danach wollte ich etwas Praktisches machen“, sagt sie. Aus dem Hobby wurde ein Berufswunsch, den sie sich bei KD Busch in Fellbach erfüllen konnte.....

Die Voraussetzungen in dem Studio für professionelle Fotografie seien optimal gewesen, erklärt die junge Frau. „Es war eine sehr vielseitige und tolle Zeit. Ich wollte dorthin und nicht nur irgendwo Passbilder machen“, betont Theweleit. Bei KD Busch konnte sie in den Industriebereich und in die Werbung hineinschnuppern, durfte ihre Kamera bei Events und bei Großveranstaltungen auspacken. „Das war ein Lernen von Grund auf mit vielen Möglichkeiten, mich auszuprobieren“, lobt sie ihren früheren Arbeitgeber. Dass die frühere Göppinger Jugendgemeinderätin den Betrieb nach ihrer dreijährigen Lehre verließ, hatte deshalb auch rein gar nichts mit Unzufriedenheit oder Perspektivlosigkeit zu tun. Im Gegenteil: der Schritt fiel ihr schwer. Doch am Ende siegte die Neugier und der Pioniergeist. „Ich wollte noch mehr Einblicke bekommen, meinen Erfahrungsschatz vergrößern und andere Arbeitsweisen kennenlernen und sehen, wie es andere Fotografen machen“, betont Theweleit. Und sie wollte – mit aller Vorsicht – den Sprung in die Teilselbstständigkeit wagen. So arbeitet die Bezgenrieterin einerseits im Marketingbereich beim Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg und baut sich parallel dazu ihre eigene Existenz auf. Über ihre professionell gestaltete Homepage (www.focus-f.de) will sie potenzielle Kunden anlocken. Vor allem will sie durch die Qualität ihrer Fotos begeistern, mit denen sie beim Leistungswettbewerb in Frankfurt auch die Juroren für sich gewinnen konnte. In der Pflichtaufgabe musste Theweleit einen Lautsprecher unter bestimmten Vorgaben ins Bild setzen. Für das Thema Industriefotografie suchte sie sich einen Wengerter im Remstal aus. Und fast künstlerisch kommt ihre Kür daher: Der Schneebesen hatte es ihr angetan. „Ein profanes Gerät an sich, aber schwer zu fotografieren, weil Edelstahl auf Abbildungen schnell schwarz wird“, erläutert sie die Schwierigkeiten. Andererseits könne man dabei viel spielen, etwa mit Schatten und Formen, ergänzt sie. „Spielen“ würde sie gerne auch künftig und will deshalb am liebsten im Industriebereich bleiben. „Es macht mir einfach Spaß, mit dem zu arbeiten, was ist, und die Wirklichkeit zu inszenieren“, sagt sie bestimmt. "

 

Von Andreas Pflüger in der Stuttgarter Zeitung am 21.12.2015

 

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